Wer kennt sie überhaupt die beiden weiteren Strophen vom Ehrenschild. Bekannt ist vor allem die erste Strophe, aber sind die weiteren nicht relevant oder warum kennt man sie nicht?
Die weniger bekannten Zeilen des Gedichts von Otto von Riesenthal werfen tatsächlich einen noch tieferen Blick auf die ethischen Aspekte der Jagd und den Respekt gegenüber dem Wild.
"Das Kriegsgeschoß der Haß regiert, - Die Lieb’ zum Wild den Stutzen führt:"
Diese Zeilen verdeutlichen den Kontrast zwischen der zerstörerischen Natur des Krieges und dem liebevollen Umgang mit dem Wild durch den Jäger. Während Hass und Gewalt die Welt beherrschen können, symbolisiert die Liebe zum Wild die Verbindung des Jägers zur Natur und die Achtung vor dem Leben.
"Drum denk’ bei Deinem täglich Brot Ob auch Dein Wild nicht leidet Noth?"
Hier wird der Jäger aufgefordert, über die Herkunft seines täglichen Brotes nachzudenken und sich bewusst zu machen, ob das Wild, das er erlegt hat, während des Jagdprozesses gelitten hat. Es ist ein Aufruf zur Achtsamkeit und zur Verantwortung für das Wohlergehen des Wildes.
"Behüt’s vor Mensch und Thier zumal! Verkürze ihm die Todesqual! Sei außen rauh, doch innen mild, - Dann bleibet blank Dein Ehrenschild!" In diesen Zeilen wird der Jäger dazu aufgefordert, das Wild vor Schaden zu bewahren und seinen Tod so schnell und schmerzlos wie möglich zu gestalten. Es wird betont, dass die äußere Rauheit des Jägers im Einklang stehen sollte mit seiner inneren Milde und dem Respekt vor dem Leben. Nur dann bleibt sein Ehrenschild, seine moralische Integrität, ungetrübt.
Diese weniger bekannten Zeilen unterstreichen die ethischen Grundsätze der Jagd und erinnern den Jäger daran, dass die Jagd nicht nur eine Frage des Überlebens oder des Sports ist, sondern auch eine Frage der Verantwortung und des Respekts gegenüber der Natur und dem Wild.